Eigentlich steht auf unserer Reisewunschliste Norwegen ganz oben, aber irgendwie gab es der Wetterbericht einfach nicht her. Nach unserem nassen Islandurlaub im letzten Jahr stand uns nicht der Sinn nach neuen Wasserspielen und so änderten wir die Reiserichtung kurzerhand in Osten: Wir wollten in die Slowakei und weiter südlich wieder zurück, was genauer gesagt bedeutet, dass die fünf Wochen Sommerferienzeit auf acht Länder verteilt werden wollten: Tschechien, Slowakei, Polen – Polen? Das war eher ein Versehen bei der nächtlichen Campingplatzsuche in der Hohen Tatra – Ungarn, Kroatien, Slowenien, Italien, Österreich – okay, das zählt eigentlich auch nicht, aber man fährt halt durch. Fazit: die Ferien könnten auch gerne doppelt so lang sein ...
Angesichts der vor uns liegenden Strecke mag es vielleicht verwundern, dass unser erstes kleines Ziel knapp eine halbe Stunde von zuhause entfernt lag, aber wir wollten gemütlich Urlaub machen und so verlegten wir bei bestem Reisewetter das Frühstück in den Schmiedel-Park, einem großen Spielplatz mit Tieren und spannenden Spielgeräten. Hauptsache, wir schaffen es heute noch über die Grenze nach Tschechien. Dort erwarten uns zunächst schöner Wald, kleine Käffer, viele Seen, große und kleine Vögel (unsere Älteste findet die großen Störche spannend, der Jüngsten haben es eher die kleinen Entenküken angetan). Außerdem vergeht (fast) kein Tag ohne Burg - für den Anfang sollte es Bor u Tachova sein.
Prag erkundeten wir vom vollen Stadtcamping aus zu Fuß – 4 km bis ins Zentrum, die auch für unsere Kinder einiges an Abwechslung zu bieten hatten, besonders die schöne Spielplatzanlage im Stadtpark, wo die Tschechen joggen, radfahren oder inlinern. Natürlich haben wir in der Altstadt einige obligatorische Prag-Schönheiten erkundet, wobei es Merida das gemütliche Treiben auf der Karlsbrücke angetan hatte – das musste sie einfach aufmischen! Auf dem nächtlichen Rückweg wurden wir von einem kleinen Igel überrascht (oder überraschten wir ihn?).
Wir verließen die Stadt aber nicht ohne Frühstück in einer Vorortbäckerei zu besorgen. So viele Leckereien! Bepackt mit Brötchen, Berlinern, Mohnkuchen und Windbeuteln verließen wir das Geschäft und vertilgten fast alles direkt auf dem Parkplatz. Nicht nur unsere Verkäuferin musste grinsen, als wir kurz darauf wieder im Laden standen, um Naschkram für den Nachmittagskaffee zu sichern.
Fragt man Google nach unserem nächsten Etappenziel „Iglau“, lauten die ersten drei Treffer: Schwimmbad, Zoo und mittelalterliches Stadtzentrum. Diese Reihenfolge hielten wir angesichts des Regenwetters bei unserer Ankunft auch für sinnvoll. Unsere zufrieden schnarchenden Kinder bestätigten diese Wahl am Abend. Sie träumten bestimmt von der laaangen, dunklen Rutsche und dem Wasserstrudelbecken…
In den liebevoll gestalteten Zoo hatten wir uns schon vor Jahren verliebt, überall sind bodentiefe Sichtscheiben für kleine Kinder in die Mauern der Gehege eingelassen und wunderschöne Tierschnitzereien überraschen einen an den verschiedensten Ecken und Spielplätzen. Die Tiere selbst sind in unterschiedliche Szenarien eingebettet, so findet man die Fauna Australiens auf einer nachgebauten australischen Farm wieder oder Südamerikas Tierwelt im Tropenhaus rund um ein im Dschungel abgestürztes Flugzeug.
Der idyllisch an einem See gelegene Campingplatz der Stadt bietet eine Kuriosität am Kassenhäuschen: Der Getränkeautomat besitzt einen Hebel für Pivo (also Bier für die Großen) und Brause (für die Kleinen), sodass man mit einmal Geldeinwerfen sich selbst Bier und für das Wechselgeld Limo zapfen kann (oder umgekehrt, je nach Bedarf).
Iglau war einst für seinen riesigen Marktplatz aus dem 13. Jahrhundert bekannt. Leider ist vom mittelalterlichen Charme aufgrund eines Brandes im 16. Jahrhundert wenig übriggeblieben und ein überdimensioniertes - geschlossenes - Kaufhaus aus der kommunistischen Ära tut sein Übriges. Aber als Familie mit Kindern rücken ganz andere Dinge in den Fokus, wie zum Beispiel Spielplätze, die jeden Stadtrundgang auflockern können, besonders, wenn sie sich im Stadtgraben befinden!
Oberflächlich mag das Städtchen heutzutage nicht allzuviel zu bieten haben, aber die 25 km langen Katakomben auf drei unterirdischen Stockwerken versetzen einen ins dunkle Mittelalter zurück, als es wichtig war, Versteck- und Lagermöglichkeiten für Vorräte und Schätze aus dem Silberbergbau zu schaffen. Wer weiß, was sich dort noch alles verbirgt…
Tschechien ist im Bereich des mährischen Karsts weltberühmt für seine Höhlen. Allerdings waren wir wohl ein bisschen blauäugig, als wir spontan wie immer in Sloup auf dem Campingplatz standen und dachten, wir schauen uns jetzt einfach mal die Punkva-Höhle an, die im Reiseführer so begeistert beschrieben wird. Zum Glück nahmen wir den Hinweis auf telefonische Reservierung ernst. So erfuhren wir immerhin, dass wir die Tickets im besten Fall vor sechs Wochen bestellt hätten. Dann muss die weltberühmte Höhle eben auf unseren Besuch verzichten (nebenbei bemerkt haben Kinder unter drei Jahren keinen Zutritt, also wäre das für uns sowieso nicht in Frage gekommen). Aber die vielen anderen Höhlen lassen keine Langeweile aufkommen - wir entschieden uns für eine Führung durch die Sloup-Sosuvka-Höhlen und entdeckten dabei in den wunderbaren Tropfsteingängen und Hallen einen Höhlenbären, Neandertaler und eine ehemalige Nazi-Flugzeugmontagehalle. Sehr abwechslungsreich. Der Rückweg zum Parkplatz führt entlang an Wildblumenwiesen mit vielen interessanten Insekten, so dass wir noch lange gemütlich unterwegs waren, bevor wir uns aufmachten ins touristische Zentrum des mährischen Karsts, der Skalní-Mühle mit vollem Parkplatz als Dreh- und Angelpunkt für Wandertouren und Höhlenführungen in der Region. Zwar blieb uns der Zutritt zur Punkva-Höhle verwehrt, aber das hinderte uns nicht daran, neben ihr, über ihr und um sie herum wandern zu gehen. Dabei wurden wir von betäubten Schmetterlingen, Grashüpfern und Käfern auf einer Baldrianwiese verzaubert, bestaunten die 138m tiefe Macocha-Schlucht von oben und von unten. Wenn man es genau nimmt, haben wir so doch einen Teil der Punkva-Höhle erlebt, da die Schlucht ursprünglich eine riesige Halle war, deren Decke einstürzte und den Blick auf den mittlerweile bewaldeten Höhlenboden und den hier unterirdisch verlaufenden Fluss freigibt.
Weiter Richtung Osten bekommt man eine Idee davon, wie es früher aussah, als die Landwirtschaft in Kolchosen organisiert war: Felder bis zum Horizont; das kennen wir vom recht kleinräumigen Hunsrück gar nicht.
Die Slowakei hieß uns mit bestem Wetter und freundlichen Menschen willkommen. Direkt hinter der Grenze fanden wir die wunderschöne Ruine der Burg Beckov. Wie so oft war es eigentlich schon wieder viel zu spät und die Zeit, bis sie ihre Tore schloss, begrenzt. Wir beeilten uns also, um die morbiden Gemächer zu erkunden und sind von der Burg und den Menschen vor Ort nachhaltig beeindruckt. Ein Ort zum Wiederkommen. Wie auch hier begegnen uns in der Slowakei immer wieder junge Leute, die motiviert sind, den Besuchern die Vergangenheit in den historischen Schätzen erlebbar zu machen: ob mit Falknervorführungen, ursprünglichen Haus- und Hoftierrassen, die in historischen Gemäuern als Streichelzoo gehalten werden oder mit Führungen in mittelalterlichen Gewändern. Zudem genossen wir auf einem kleinen Spaziergang rund um die Burg die untergehende Sonne und fanden im Abendlicht noch ein Hirschkäferweibchen.
Mit der Burg im Rücken kehrten wir auf dem Campingplatz Opatovce ein: riesengroß, fast leer und mit einem idyllischen See in der Mitte (das ist noch nicht alles: ein Pool und einiges an Kinderspielzeug gehört auch dazu – wir haben uns direkt wohl gefühlt). Dort lernten wir das Volkshobby vieler Slowaken kennen: Angeln.
Dieser Platzt ist uns aus zwei Gründen in Erinnerung geblieben: Zum Abendessen bekamen wir Besuch von einem kleinen Mädchen, mit dem unsere Kinder liebevoll ihren Kartoffelbrei teilten. Mit den Eltern kamen wir ein wenig ins Gespräch, auch wenn wir kein Slowakisch und sie weder Deutsch noch Englisch sprachen. Wir konnten ohne Schwierigkeiten klären, dass es gar kein Problem sei, wenn die Kleine bei uns mitisst und auch, wie die Namen unserer Kinder lauten. Aber als sie uns ihre Tochter vorstellten (dachten wir zumindest), waren wir über deren Namen „Slowakia“ doch etwas erstaunt; das scheinen doch recht nationalistische Leute zu sein, diese Angler. Mittlerweile sind wir überzeugt, dass das Kind Hanna heißt und die Eltern uns darüber aufklären wollten, dass wir uns nun in der Slowakei befinden.
Der zweite Grund ist gefiederter Natur: Unser Frühstück wurde von Pirolen und einem Kuckuck unterbrochen – somit hatte sich unser zeitiger Aufbruch erledigt und wir verbrachten noch einige Stunden beim Beobachten der Vögel.
Unverhofft kommt oft. Das erleben wir immer wieder – dieses Mal war der Campingplatz nahe der Burg Bojnice aufgrund des ausgelaufenen Pachtvertrages dicht und zum Besichtigen des berühmten Märchenschlosses war es für heute wirklich zu spät. Der nächste Camping liegt auf einem öffentlichen Rummelplatz mit Badesee und ist dementsprechend laut und trubelig. Wir machten das Beste draus und suchten uns ein Plätzchen abseits des Getummels direkt am See, gingen zum Langos-Essen auf den Rummel und amüsierten uns köstlich beim Tretbootfahren. Für den ultimativen Badespaß musste es ein Tretboot mit Rutsche sein und die nassen Sachen wurden beim kleinen Strandlagerfeuer wieder trocken.
Tagsdrauf machten wir uns wieder zurück auf den Weg zur Burg Bojnice. Die in unserem Reiseführer versprochenen Prinzessinnen und Feen haben wir leider nicht gesehen; am ehesten einer Märchenfigur glich unsere kleine Merida, die ein bockiges Teufelchen mimte und dafür sorgte, dass die Besichtigung für uns vorzeitig im Burghof endete.
Fazit, ja, es ist ein beeindruckendes, schnörkeliges Gemäuer mit eigener Tropfsteinhöhle im Keller, aber die Ruine der Burg Beckov hat uns besser gefallen.
Unterwegs lohnt sich ein Halt zum Kaffeetrinken in Čičmany, einem Dorf mit bemalten Häusern, die aussehen wie Lebkuchenhäuser oder aus einem Handarbeitsmagazin für Kreuzstichstickerei entsprungen.
Die Spuren des Räuberhauptmanns und Nationalhelden Jánošík begegnen uns überall in der Kleinen Fatra. Über das Städtchen Terchová wacht seine imposante Edelstahlstatue und auf Wanderpfaden wie dem Räuberweg kann man das anstrengende Räuberleben nachspüren, wenn einem die Oberschenkel von der Kraxelei zwischen den steilen Felsen spannen. Oben angekommen begann es zu regnen – mit der Folge, dass die Wege sich jetzt in die sprichwörtliche Schmierseife verwandelten und wir mit Gejohle rutschten und schlitterten. Dem Regen verdanken wir wohl auch den großen Feuersalamander, der unseren Weg kreuzte und von allen Kindern natürlich auf die Hand genommen und bestaunt werden musste, bevor wir ihn ins Unterholz entließen.
Abends gönnten wir uns ein bisschen „Luxus“ und wärmten uns bei heißem Kakao mit Sprühsahne am Feuer wieder auf.
War es auf diesem Räuberpfad noch recht einsam und sogar ein wenig „wild“, wurden wir am nächsten Tag wieder belehrt, dass es sich lohnt, Tipps aus dem Reiseführer zu berücksichtigen: Die Schlucht Janosikowe Diery ist das „Wandermekka“ der Slowakei – wir sind hier, es sind Sommerferien und es ist Samstag. Also sind auch alle anderen hier. Schon während wir auf dem Parkplatz unsere sieben Sachen zusammenpackten, strömten Menschen aus mehreren Reisbussen an uns vorbei und wir fädelten uns etwas perplex in die Menschenschlange ein, die sich in die Schlucht ergoss. Über Leitern und Stege windet sich der Pfad in den wirklich grandiosen Canyon, aber von Genuss bei uns keine Spur, wir waren vor lauter Stress nassgeschwitzt und fühlten uns wie an der Kassenschlange im überfüllten Baumarkt bei einer „nur-heute-20-Prozent-auf-alles-Aktion“. Allerdings mit dem Unterschied, dass ständig Leute in die Gegenrichtung wieder aus der Schlucht rausliefen, da die meisten nur bis zu einem bestimmten Punkt und dann wieder zurück wollten. Wenn man dann noch ein Kleinkind im Tragetuch hat, ist es schon ein etwas heikles Gefühl, im Gegenverkehr auf den schmalen Brückchen zu manövrieren. Eigentlich waren wir mit den Nerven fertig, als wir an diesen Umkehrpunkt kamen, da aber ab hier der Weg wieder deutlich freier war und man tatsächlich die Natur wieder wirklich wahrnehmen konnte, nahmen wir den langen Rundweg durch die Schlucht und wurden mit Wildblumenwiesen, singenden Kindergruppen und abwechslungsreichen Kletterpartien belohnt.
Oft sind es die Begegnungen, die unsere Erlebnisse unvergesslich machen – hier war es zum einen die nette Oma auf der Zugfahrt nach Orava, die unseren Wortschatz um mačička (Kätzchen) und sliepka (Huhn) erweitert hat, als Merida ihr unsere Fotos auf der Kamera zeigte. Zum anderen trifft man manchmal Menschen, bei denen die Chemie einfach von Anfang an stimmt. Auf dem wunderschönen kleinen Hinterhof-Camping Šip in Parnica gibt es eine schnuckelige Hütte, die nach unserem erholsamen Ankunftswochenende frei wurde. Die Kinder wollten unbedingt eine Nacht darin schlafen – aber leider war sie schon direkt wieder vorgebucht. „Leider“ trifft es nicht wirklich, denn die Familie, die dort für drei Nächte einzog, war für uns ein Hauptgewinn. Als wir abends von unserer Zugreise zur Orava-Burg wiederkamen, trafen wir Danka mit ihrem Mann und den vier Kindern, die ungefähr im selben Alter wie unsere drei sind. Man sah sich, lachte miteinander und verstand sich auf Anhieb – auch, weil Danka vor zig Jahren Au-Pair-Mädchen in der Nähe von Trier war, prima Deutsch spricht und Yvonne als alte Mosellanerin direkt Sympathien hegte. Die Kinder waren sofort ganz dicke und der Abend endete feucht fröhlich mit viel Pivo und Becherovka auf der gemütlichen Sitzgruppe an der Hütte.
Bei unserer Reise in die Slowakei sollte auch ein Besuch in einem der vielen Freilichtmuseen nicht fehlen. Auf dem Weg dorthin badeten wir in einem thermalen See, besichtigten eine der berühmten Holzkirchen von außen und erkundeten dann das Museum Zuberec, wo wir über die vielen wunderbar hergerichteten Bauernhäuser und den Garten staunten.
Auf der Suche nach einem Campingplatz in der Hohen Tatra unternahmen wir eine nächtliche Irrfahrt mit versehentlichem Abstecher nach Polen, wo wir anstatt des von Googlemaps angezeigten Campings eine Skisprungschanze vorfanden (an andere Stelle gibt es einen kleinen Campingplatz, aber da wir nicht extra Złoty besorgen wollten, trieb es uns wieder auf die slowakische Seite der Tatra).
Die nächtliche Odyssee verrät schon, dass wir momentan etwas planlos waren. Also nordeten wir unseren inneren Kompass auf Košice ein, um Danka und Borus zu besuchen. Auf dem Weg zu ihnen liegt die Evangelische Holzkirche von Kežmarok, die schon seit 1717 steht, auch wenn sie komplett aus Holz ohne Verwendung von Eisennägeln gebaut wurde.
Das Eis schmeckt hier übrigens wunderbar. Die Ruinen der enormen Burg Zips – immerhin Mitteleuropas zweitgrößte Burganlage - streiften wir nur für ein Foto, da es uns nach Košice weiterzog. Man muss ja auch noch etwas zum Wiederkehren übrig lassen!
Es tut so gut, sich mit anderen Eltern über den Alltag, die Arbeit, Träume und das Leben auszutauschen und wir hatten so schöne Gespräche und viel Freude am Badesee, beim Reiten, am Lagerfeuer und beim Feiern von Hanickas Namenstag. Wir freuen uns wirklich sehr, dass wir an eurem Leben teilhaben durften und sind ganz gespannt darauf, euch einmal wiederzusehen!
Der Wanderpfad mit den sieben Wasserfällen, den uns Danka in der Gegend empfohlen hatte, war ein willkommenes Abschiedsgeschenk der Slowakei, bevor wir uns auf den Weg nach Ungarn machten.
Ungarn war für uns nur Durchreiseland, denn die Zeit wurde langsam knapp und die Kinder wollten unbedingt zum Baden an Kroatiens Küste. Also entschieden wir uns diesmal für die Autobahn und waren doch etwas geschockt, was man beim Beantragen der Vignette alles preisgeben muss – fehlten eigentlich nur noch Schuh – und Körbchengröße. Auch das Fahrgefühl war ein anderes als bisher, ständig fielen uns die Kameras auf der Autobahn auf und wir fragten uns, welche arme Socke das ganze Bildmaterial wohl auswerten muss? Ein bisschen was wollten wir von dem Land mit der spannenden Sprache auch jenseits der großen Straßen sehen und die Wahl fiel auf den Kiskunsági-Nationalpark. Ungarn ist ein weites, ebenes Land und wir haben die Streckendimensionen leicht unterschätzt, als wir überlegten, die ausgeguckte Runde im Park zu Fuß oder per Auto anzugehen. Mehr zufällig entschieden wir uns (glücklicherweise) für das Auto und machten dort, wo es uns gefiel, kleine Spaziergänge ins Ried auf der Suche nach Wasservögeln, durch die trockenen Wiesen oder Kiefernwäldchen. Was wir vorher nicht wussten: Im Park selbst gibt es viele kleine Siedlungen und Campingmöglichkeiten – beim nächsten Mal würden wir hier auf die Suche nach einem Übernachtungsplätzchen gehen.
Regenwetter und die Sehnsucht nach Strand zogen uns noch am selben Abend weiter nach Kroatien. Wieder einmal kamen wir sehr spät auf einem kroatisch-holländischen Camping im Hügelland bei Zagreb an. Wir erinnern uns heute noch gerne an den netten Empfang auf diesem Platz, als wir müde vom Tag und gestresst von der Suche nach einem Platz für die Nacht mit einem feinen Teller kroatischer Käse- und Wurstspezialitäten herzlich Willkommen geheißen wurden. Im Rückblick war diese Nacht die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm, nicht nur, weil es den ganzen nächsten Tag trüb und regnerisch war und wir zur Küste brausten. Dort angekommen stellten wir fest, dass hier andere Regeln herrschten, als die, nach denen wir bisher gespielt hatten: Die Hauptsaison-Campingplatzpreise trieben uns fast die Tränen in die Augen – eine Nacht istrische Küste ist so viel wert wie eine ganze Woche Slowakei. Gefühlt tummelten sich hier an diesem unbestritten schönen Fleckchen Erde ebenso viele Menschen, wie uns auf der restlichen Reise begegnet sind. Eigentlich standen für uns alle Zeichen auf Flucht, aber wir hatten den Kindern ja drei Tage genau hier versprochen. Also bissen wir die Zähne zusammen, zahlten den Übernachtungspreis und wanderten ums Kap Kamenjak auf der Suche nach einem freien Quadratmeter Strand zwischen den zahllosen Menschen, die sich in der Sonne tummelten. Wieder versuchten wir, den Fluchtreflex zu unterdrücken. Was für ein Stress – aber man hätte es wissen können, Kroatien ist seit der Fernsehserie „Game of Thrones“ total angesagt! Ein Hoch auf die Nebensaison, dann hat man bestimmt auch Gelegenheit, die wirkliche Schönheit dieses Naturschutzgebietes(!) unter angemessenen Bedingungen zu genießen. Entspannter als am Strand ging es tatsächlich bei der Erkundung des gut erhaltenen Amphitheaters in Pula zu, als sich unsere Kinder in lebendige Löwenstatuen verwandelten. Hier schmeckt das Eis und es lohnt sich sehr, in einer „normalen“ Bäckerei Leckereien zu kaufen – unser Restgeld im Wert von ungefähr 10 Euro reichte für eine Dreitagesverpflegung.
Eigentlich hatten wir für Slowenien nur die wildschöne Soča als Ziel eingeplant, aber während der Fahrten schmökerten wir immer mal wieder im Reiseführer und waren uns schnell einig, dass wir uns vorher unbedingt für eine weitere Schönheit des Landes entscheiden mussten, so verlockend klangen die Berichte zur Hafenstadt Piran oder dem Bleder See im Osten. Die Wahl fiel auf den Karst an der Grenze zu Italien. Da wir ja in Tschechien schon ein bisschen Höhlenluft geschnuppert hatten, waren wir gespannt, was uns hier erwartete. Angesichts unserer mittlerweile schmalen Reisekasse ließen wir von der Idee ab, Sloweniens bekanntestes Höhlensystem Škocjan mit UNESCO-Weltnaturerbestatus zu besichtigen. Dafür entdeckten wir eine Möglichkeit, andere, touristisch nicht erschlossene Höhlen mit fachkundiger Beratung auf eigene Faust zu erkunden. Das war ein Abenteuer! Beim nächsten Mal haben wir garantiert Bade- und Klettersachen dabei!
Drei Arten von Höhlenbewohnern haben wir angetroffen: Höhlenspinnen, Höhlenheuschrecken – achte mal auf die langen Fühler (sie enden in einem weißen Punkt vor dem schwarzen T-Shirt-Hintergrund) und die Feder einer Schleiereule.
Abenteuerlich war auch die Bunkererkundung in der Nähe – unsere Kinder fanden es supergruselig.
Die Soča ist unter Wildwasserkajakfahrern berühmt und berüchtigt, sie bietet interessante Erlebnisse für Anfänger ebenso wie für Profis. Für dieses Mal beschränkten wir uns allerdings auf unsere Füße als Fortbewegungsmittel und erkundeten so die nähere Umgebung um den Ort Soča herum.
Mit Vorfreude im Bauch zog es uns nun ins italienische Friaul und an den Tagliamento – als Studenten waren wir vor knapp zehn Jahren dort auf Exkursion. Noch ist es am größtenteils ungezähmten „König der Alpenflüsse“ genau so herrlich wie damals, wir hoffen sehr, dass es so bleibt und die alten Pläne für Rückhaltebecken zum Hochwasserwasserschutz vom Tisch sind. Für einen Gebirgsfluss überraschend mild waren die Temperaturen, als wir es den Italienern gleichtaten und die Auen der mittleren Region zum Baden nutzten.