Endlich Sommerferien! Nach unserer aufregenden „homemade“ Hochzeit, Arbeitswiedereinstieg nach der Elternzeit mit Merida und Noras Grundschul-Abschlussfeier stürzten wir uns mit dem Defender „Gertrud“ ins Abenteuer! Auf dem Weg nach Norden sattelten wir in Dänemark auf die Fähre um: unter Deck herrscht Jugendherbergsfeeling und auf Deck hört man vermeintlich den Wind „Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen...“ pfeifen.
Blut geleckt haben wir auf den Färöer-Inseln, denn der kleine Einblick, den wir in knapp drei Tagen auf dem Zwischenstopp der Fähre von Dänemark nach Island bekommen haben, hat gereicht, um sich rettungslos in die rauen Inseln zu verlieben! Geblieben sind uns Erinnerungen an Wind, grüne Berge, grasbedeckte, zerfallende Holzhäuser, enge, unbeleuchtete, untermeerische Tunnels und der Wunsch nach mehr: Wiederkommen, wandern, alle Inseln entdecken!
Wir hatten Glück: Aufgrund der starken Winde und entsprechend lebendiger See nahmen wir an der ersten Küstenbootsfahrt seit zwei Wochen teil und sind der Meinung, der Kapitän versteht sein Handwerk! Wir sind tief beeindruckt, wie nah er das Boot an die Felsen und in die Schluchten steuerte, um seinen Gästen die Insel Streymoy sozusagen von außen zu zeigen. Wir hatten ausgiebig Zeit um Seevögel zu beobachten. Früher wurden die Papageitaucher von unerschrockenen Männern, die sich über den Felsen abseilten, gefangen und als Nahrung genutzt. Heute werden sie glücklicherweise nur noch zu Monitoring-Zwecken geschnappt, beringt und wieder frei gelassen. Auf den grasbewachsenen Teilen der Klippen weiden den Sommer über Schafe, die noch heute mittels Abseilaktionen - über bis zu 600 Meter tiefe, abschüssige Klippen - im Frühjahr hin und im Herbst wieder zurück ins Herz der Insel gebracht werden. Damit ließe sich der Preis für färöische Strickwaren erklären: Ein paar dicke Strickhandschuhe kosten im Laden der Touristinfo ca. 90€!
Island, wir kommen! Bei strahlendem Sonnenschein werden wir in Seyðisfjörður empfangen und freuen uns über die Regenbogenstraße im Ort und Gufufoss, unseren ersten isländischen Wasserfall.
Wir wollten es langsam angehen lassen und uns von den bisherigen Strapazen ein bisschen in Islands ältestem Nationalforst Hallormsstaður am Gletschersee Lagarfljót erholen. Der Sage nach lebt hier eine grauenvolle, 12 m lange, Gift speiende Seeschlange, die auch schon an Land gesichtet wurde! Hier lernten wir Runa kennen, die Deutschland vor vielen Jahren als Au-Pair erlebt hatte. Sie klärte uns darüber auf, dass hier im Nordosten viele Isländer aus dem Süden Urlaub machen, um dem derzeit anhaltenden Regenwetter aus dem Weg zu gehen: Die Wettervorhersage sei sehr zuverlässig, zumindest stimme sie für schlechtes Wetter fast immer. Noch lange erinnerten wir uns an den strahlenden Sonnenschein, den wir mehr oder weniger bis zum Ende unserer Reise vermissen sollten.
Luftaufnahmen haben schon etwas für sich und sind mit einer Drohne heutzutage leicht machbar. Allerdings sollte man die örtlichen Gegebenheiten unbedingt beachten. Unsere Drohne hatte häufig mit dem Wind zu kämpfen und wir machten die unangenehme Erfahrung, was Warnungen über elektromagnetische Interferenzen bedeuten können: Gleich ist die Drohne weg! Glücklicherweise konnte Alexander sie nach zwei Stunden wiederfinden. In der Zeit hat der Rest der Familie die typisch dreieckigen Hochland-Klohäuschen entdeckt und einer Gruppe Tschechen, deren Sprit zur Neige ging, ausgeholfen. Zum Dank gab es einen kräftigen Schluck Sliwowitz.
Nach dem kurze-Hosen-Wetter am See packten wir nun die Wintersachen aus und machten uns auf den Weg zum Askja-Vulkan, der zwei Krater besitzt: einen sehr großen und einen kleinen Nebenkrater mit Wasser in Badewannentemperatur. Natürlich mussten wir Mädels das testen! Runter in den Krater war kein Problem, der Aufstieg allerdings war weniger spaßig, es hatte zu regnen begonnen und die steilen Wände hatten sich in rutschigen Matsch verwandelt, so dass es noch recht aufregend wurde. Wieder oben angekommen und klatschnass hatten wir keine Lust mehr, uns den Hauptkrater anzuschauen.
Neben Wandern kann man sich am Dreki-Camp auch damit beschäftigen, Schneeammern zu beobachten oder auch Bimssteine in den Bach zu werfen, die dann munter an der Oberfläche schwimmen.
Südlich des Askia-Vulkans fährt man durch Gelände, auf dem die NASA ihre Astronauten für die Mondlandung trainieren ließ, auch liegt hier das Holuhraun Lavagebiet, Islands jüngstes Lavafeld aus dem Jahr 2014. Unsere ältesten beiden waren ganz beeindruckt von der Tatsache, dass die Steine, auf denen sie gehen, jünger sind als sie selber! Nicht weit von hier erkundeten wir einen wunderschönen Wasserfall. Ganz allein (darüber dachten wir zu dem Zeitpunkt nicht näher nach, aber als wir uns drei Wochen später im Süden manchmal sogar an Wasserfällen anstellen mussten, wurde uns diese besondere Gunst erst bewusst).
Herðubreið, die Königin der Berge ist so imposant und von vielen Standpunkten aus nicht zu übersehen, so dass sie uns mehrere Tage lang begleitete.
Ein Feierabend-Bierchen auf dem Landy-Dach ist eine feine Sache, besonders bei milden Temperaturen und einem fantastischen Sonnenuntergang (und schlafenden Kindern, da es schon wieder weit nach Mitternacht ist). So hatten wir uns das nach unserem Ausflug ins Hochland auch für den Rest der Reise gedacht – kleine Vorschau: In den folgenden Wochen gab es keinen Sonnenuntergang bei mildem und trockenem Autodachwetter, wir brachten sogar wieder Bier mit nachhause – und das bei der begrenzten Alkohol-Einfuhrmenge (wegen unseres Färöer-Aufenthaltes galten sogar nur 2 Liter je erwachsener Person).
Auch hier lädt die Umgebung zum Wandern ein – allerdings waren wir etwas verwundert, dass keiner der Mitarbeiter des Cafés am Hof etwas über Wanderrouten wusste, aber das hat wohl damit zu tun, dass viele junge Leute saisonweise auf Island jobben und so die Möglichkeiten der näheren Umgebung nicht unbedingt kennen. Aber auch ohne Plan und Karte fanden wir ein Stück Weg durch die Heiði, wie hier die baumlose Tundra-Landschaft genannt wird, auf dem wir den vielen Vögeln wie Goldregenpfeifer, Regenbrachvogel oder Uferschnepfe nahe kamen. Auch ein Flüsschen musste durchquert werden und somit kamen alle auf ihre Kosten!
Das Besondere an diesem Platz ist noch nicht mal der Spielplatz, sondern die beiden Polarfuchswelpen, die hier aufwachsen. Hoffentlich haben die Brüder den Sommer überlebt, denn der Bach, der sich durch die Wiese schlängelt, ist tückisch: Ein Welpe wurde von Alexander vorm Ertrinken gerettet.
Am Landsendi unterwegs
Unser Lotter-Lager-Leben
Fast zum Anfassen nahe kommt man den vielen drolligen Papageitauchern auf der kleinen Halbinsel Hafnarhólmi bei Bakkagerði. Stundenlang kann man sie hier bei ihren An- und Abflügen beobachten. Durchgefrorene Gliedmaßen werden im Álfakaffi (Elfencafé, da sich nebenan eine Elfenburg befindet) bei heißer Schokolade wieder warm. Das Café gehört zu einer Fischfabrik, die man besichtigen kann und wo wir uns recht günstig mit getrocknetem Schellfisch und frischem Kabeljau eindeckten.
In þórshöfn trieb uns das miese Wetter zum Frühstücken ins Restaurant am Hafen, zwar wird hier kein klassisches Frühstück serviert und leider auch keine Pfannkuchen, wie man es oft an anderer Stelle lesen kann, aber wir sind ja flexibel und so taten es uns auch isländische Skyr-Torte mit Fish & Chips. Hauptsache warm und trocken! Gut gestärkt machten wir uns wieder auf ins Abenteuer: Bei anhaltendem Regen und böigem Wind fuhren wir raus auf die Halbinsel Langanes, um dort die größte Basstölpelkolonie Islands zu besichtigen. Leider war es viel zu ungemütlich um die Vögel wirklich zu beobachten, aber ohne ein paar Fotos (auch von Trottellummen, Papageientaucher und anderem Wassergeflügel) konnten wir natürlich nicht zurück fahren!
Die Schlucht Ásbyrgi sieht von oben betrachtet aus, als habe Odins Götterross Sleipnir seinen Fußabdruck im Felsen hinterlassen. So lautet zumindest die mythologische Erklärung dieses auch zur Elfenhauptstadt erklärten Ortes. Die geologische Ursache für die seltsame Felsformation liegt in drei Gletscherläufen vor wenigen Tausend Jahren – also katastrophalen Vulkanausbrüchen unter Gletschereis, bei denen riesige Mengen Eis plötzlich schmelzen und die dadurch entstehende Flut durch mitgeschleiftes Geröll eine immense Zerstörungskraft entwickelt. Das ehemalige Flussbett der Jökulsá á Fjöllum (in deren Lauf sich beispielsweise die Wasserfälle Dettifoss und Selfoss befinden) wurde dadurch verbreitert, der Fluss selber suchte sich aber später weiter östlich ein anderes Bett. Von der Sohle der Schlucht führt ein Wanderweg auf den Rand des Hufeisenabdrucks hinauf. Von hier hat man einen schönen Blick hinein zum Felsen Eyjan, der den Eingang zur Schlucht verengt.
Natürlich haben es auch uns die vielen herrlichen Wasserfälle der Insel angetan – allerdings haben wir dort im Nachhinein gar nicht so viel Erzählenswertes erlebt, abgesehen davon, dass es sich für uns immer gelohnt hat, die Stunden um Mitternacht für Besuche zu nutzen, da dann das Licht am schönsten und der Besucherandrang am erträglichsten war (mit ganz viel Glück waren wir auch mal alleine).
Mývatn bedeutet Mückensee - zum Glück für uns merken wir davon wenig, zu manchen Zeiten sind aber wohl Imkerhüte der Verkaufsschlager schlechthin. Bei unserer nächtlichen Ankunft ist das Ufer unseres Campingplatzes voll mit verschiedenen Enten, so dass die Kinder erstmal auf Entdeckungsrunde gehen. Bis wir dann am nächsten Tag ausgeschlafen hatten, waren alle Enten auf Futtersuche ausgebüxt. Ich muss allerdings gestehen, dass unser privates Highlight des Tages die kostenlosen warmen Duschen waren.
Im Norden Islands gibt es einige Ausgangspunkte für Walbeobachtungen per Schiff. Dalvík hatten wir ausgewählt, da die örtliche Reederei Fahrten im heimischen Fjord anbietet, so dass man nicht aufs offene Meer muss und wir darauf spekulierten, dass die Wahrscheinlichkeit für Walsichtungen hier besser sei. Der Blauwal ließ sich auf unserer Fahrt zwar nicht blicken, aber immerhin tauchte gelegentlich ein verspielter Buckelwal auf und der Bootsausflug an sich ist schon ein kleines Abenteuer für unsere Kinder.
Es hat allerdings nicht nur Vorteile, wenn man hauptsächlich außerhalb der regulären Öffnungszeiten unterwegs ist, so sind diese drei Fotos alles, was wir von dem – laut Hörensagen wirklich interessanten Heringsmuseum in Siglufjördur mitnehmen konnten. Ein Besuch wird auf der Reisewunschliste notiert …
Die Insel Drangey war ein Tipp unserer Island-erfahrenen Freundin Marled. Das Café mit schönem Campingplatz und niedlichen Grassodenhäuschen an der Thermalquelle Grettislaug wird von derselben Familie betrieben, die auch Bootsausflüge zur Insel Drangey anbietet. Wir fanden hier einen Ort zum Wohlfühlen vor, der uns zu ausgedehnten Spaziergängen am Treibholzstrand ebenso einlud, wie zum Beobachten der Küstenseeschwalben-Küken, die direkt am Weg von ihren Eltern gefüttert wurden.
Unser verkapptes Botanikerherz schlägt höher, als wir auf der Wiese am Felsabbruch hunderte von Mondrauten entdecken; schöne aber unscheinbare und seltene Farnpflanzen, von denen man im Mittelalter glaubte, dass die Fiederblättchen bei Mondschein leuchteten. Außerdem genießen wir den Anblick von Sandregenpfeifern, bunten Flechten und Schnee-Enzian, zudem essen wir (warmen!) gebratenen Lachs, Marshmallows und haben nette Gespräche mit einer slowenischen Familie am Lagerfeuer.
Im kleinen, schnellen Boot nach Drangey erklärt unser Tourguide, dass er die Kosten erst nach der Fahrt abrechnen möchte, da der Wind heute aus allen Richtungen bläst und er nicht garantieren könne, Drangey auch anlanden zu können... Na dann, auf zur Insel Drangey!
Der Wind lässt zum Glück nach und wir können das Inselreich betreten. Über einen steilen Pfad, der mit Seilen gesichert ist, geht es bis zum höchsten und zugleich auch schönsten Teil der Insel - dieser liegt 180m über dem Meeresspiegel... Rechts und links des Weges sitzen zahllose Papageientaucher, Tordalken, Trottellummen und Eissturmvögel. Kurz bevor wir uns dann eine kleine Pause mit Kaffee, Kakao und Schokorosinen verdient haben, gilt es noch eine ca. 10m hohe Leiter zu überwinden - für uns doch kein Problem! Nach der versprochenen Pause erzählt unser Tourguide viele spannende Geschichten über die Insel, den geächteten Sagahelden Gretti und das Leben der Papageitaucher.
Sachen gibt’s, die glaubt man nicht. Um eine handvoll Heringe ärmer und ein Lächeln reicher verließen wir den Campingplatz in Hvammstangi: Am vergangenen Abend retteten wir einen jungen Mann, der mit Freundin und gemietetem Zelt, allerdings ohne Heringe, unterwegs war und beim Aufbau schier verzweifelte. Geht ja auch nicht ohne Heringe! Es ist schön, wenn man so leicht helfen kann.